Forscher

„Zur frühen Kirchen- und Siedlungsgeschichte von Anklam“

Gerhard Becker - Vortrag 27.08.1988 - Tagung Kirchengeschichte

Verehrte Freunde pommerscher Kirchengeschichte, und damit auch Anklamer Stadt-und Kirchengeschichte! "Zur frühen Kirchen-und Siedlungsgeschichte von Anklam", so haben wir das Thema dieses Vortrages vorsichtig formuliert, denn was weiß man schon über die frühe Kichen- und Stadtgeschichte? Es ist keine Urkunde bekannt über die Stadtgründung, über die Verleihung eines deutschen Stadtrechtes, über den Tag des Beitritts zur Hanse. So viel zur Stadtgeschichte. Und was die Geschichte der Pfarreien und Kirchen betrifft, so gibt es hier auch keine Urkunden, es sei denn über die Jakobikirche vor dem Steintor und die Genehmigung eines Ablasss zugunsten der Marienkapelle. Das haben alle bedauert, die sich urn die Geschichte unsrer Stadt schon vor uns bemüht hatten, ich erinnere an Stavenhagen und Sprenger, an Bäumer, Beintke und Bruinier, aber auch an Hermann Bollnow, den Anklamer Rektorensohn und späteren Prof. f. Geschichte und nicht zuletzt an Hermann Scheel, den verdienstvollen Betreuer des Museums und des Stadtarchivs.

In Kürze nun, was bekannt ist. Die älteste Erwähnung des Namens Tanglim geschieht in der Stiftungsurkunde der Kirche in Wusseken 1243, als letzter Zeuge wird der "scultetus Albertus de Tanglimt" genannt. Herzog Barnim I urkundet 1247 in Anklam, danach 1254, 56, 61, 62, 72 in Stolpe und 1277 in Anklam. 1257 wird der Pleban Gerhard genannt und schließlich zu Pfingsten 1264 gewährt Barnim I den Bürgern der civitas Zollfreiheit für ihre Schiffe, was ja nun im nächsten Jahr als Stadtjubiläum gefeiert werden soll. Wann aber ist Anklam nun wirklich entstanden?
Soll und darf man den alten Historikern Kantzow, Bugenhagen, Cramer u.a., hinter deren Angaben man meist ein großes Fragezeichen setzt, doch Recht geben: Anklam das ist Groswin -der Markt im Lande Groswin- oft zerstört, immer wieder aufgebaut, schließlich deutsche Stadt geworden, die sich Tanchlim (1264), auch Anclam (1284) nannte.
Schon Bumer und Bruinier hatten versucht, andere Disziplinen für die Stadtforschungen nutzbar zu machen, sie hofften auf Bodenfunde bei den Kanalisationsarbeiten i: der Stadt, registrierten "Flurnamen", die das Stadtbuch nannte, erwarteten wohl auch durch schon oft erwartete Grabungen in Stolpe ein Erklärung für das seltsam orientierte (nord-süd) Feldsteinmauerwerk der Klosterruine. Doch zu ihren Lebzeiten kam es - wie bekannt nicht mehr zur Grabung in Stolpe und auch die Funde aus den Gaben für die waren noch nicht ausgewertet. Wohl aber eröffnete ein Aufsatz, der um diese Zeit veröffentlicht wurde , neue Perspektiven. Ich meine die Arbeit von Dr. Hermann Bollnow: Die Verfälschung der Erstausstattung des Kloster Stolpe, ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte der Stadt Anklam, abgedruckt in Monatsblätter der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde, 55. Jahrg. Nr. 7 - 11, 1941. Er weist darin nach, daß die Bestätigungsurkunde v. 12. Juni 1183 in der es heißt, daß Ratibor das Dorf Stolpe mit dem Krug und seinem Zoll, auch den Krug im Lande Groswin mit dem doppelten Zoll, nämlich des Marktes und des Gewässers, das Ribeniz heißt später 1305 (1305 Bestätigungsurkunde Bogislaws IV) ergänzt wurde durch den Satz: et ibidem villam forensem cum omnibus agris et pratis et attinenciis suis omnibus." Er folgert daraus, daß dieser von den Mönchen zwischen 1226 und 1305 beanspruchte Marktflecken zu dieser Zeit auch wirklich vorhanden gewesen sein muß und daß sich diese Interpolation nur auf das im Entstehen begriffene Anklam bezogen habe. Nimmt man dies zur Kenntnis und berücksichtigt man die vor-und frühgeschichtlichen Fund, die seitdem auf der Feldmark und im ehem. Stadtkern gemacht wurden, und die Flurnamen, die erfaßt werden konnten, so erschließen sich damit weitere Quellen.
Nicht zu vergessen sei der Turm. Im Turm der Marienkirche, der noch romanische Stilelemente hat und damit auf frühe zur Stadt hin tendierende Entwicklung des Marktfleckens hinweist. Schließlich muß das Stadtbuch genannt werden, das bisher kaum zur Erforschung früher Stadt- und Kirchengeschichte herangezogen wurde.
Die villa forensis. Wo haben wir sie zu suchen? Sicher bei Markt und Zoll, denn es war ja eine villa forensis, ein Marktort, und zwar beim Krug im Lande Groswin. Wo aber lag dieser Krug, bei dem den Mönchen zugestanden worden war, den doppelten Zoll des Marktes und des Wassers, das Ribnitz heißt, zu heben?
Man kann von der Karte her auf diese oder jene Stelle tippen, doch es gibt auch zeitgenössische Quellen, die hilfreich sein können. Bedenkt man, daß das Kloster von diesem Recht schon im 12. Jahrhundert Gebrauch machte, als die Dänenkönige Waldemar und Knut wiederholt Feldzüge gegen die hiesigen slawischen Fürsten durchführten, um diese in Lehnspflicht zu nehmen und ihre eigene Oberherrschaft zu festigen, so können die Berichte über diese Unternehmungen, die recht ausführlich gehalten sind, denken wir an die Knitlinger-Saga Slawenchronik und den Saxo Grammaticus, um die wichtigsten zu nennen, uns helfen. Kritisch bearbeitet hat Oskar Eggert in seiner Dissertation: Die Wendenzüge Waldemar l und Knut VI nach Pommern und Meckelenburg in Balt. Studien NF XXIX 1927 diese Ereignisse und auch versucht, die genannten Orte und örtlichkeiten zu lokalisieren, so auch Groswin, Gorgasia, Grosum, die Flatsminni, Dunzabru, Burstaborg u.a. Allerdings kommt er in unserm Fall, weil er die tatsächlichen Verhältnisse am Unterlauf der Peene, nämlich zwischen den Peenebrücken und dem Haff nicht kannte zu falschen Ergebnissen.

Rinitz, das ist nicht nur ein Gehöft am Unterlauf der Peene sondern so heißt der Fluß selbst von den Peene-brücken an bis zum Haff. Rinitz - Fischreiches Wasser, das war wohl das breite Delta des Flusses zum Haff hin, die Wiesen sind heute noch kaum über NN Null und waren vor der Eindeichung im Winterhalbjahr ein weites flaches Gewässer, ein Flachmündung, dänisch also Flatsminni und Görke am Stegenbach war kein unbedeutender Ort gewesen, hatte er doch eine Wassermühle zur Zeit der Klostergründung, später wurde noch dort (1376) geurkundet, er war Schiedsgerichtsort im Streit zwischen den Schwerinen und der Stadt Anklam (1461). Er war Pfarrort, auch wurden dort aus dem Bagger-schlamm der Stegenbachmündung in jüngster Zeit soviel intressante vor- und frühgeschichtliche Funde geborgen, auch auf dem Acker ostwärts, daß mit einer bedeutenden slawischen Siedlung dort zu rechnen ist, um die auch gekämpft wurde (u.a Wikingerschwert), sodaß Gorgasia mit Görke gleichgesetzt werden kann.
Dort, wo das Steinpflaster in der Peene war, müssen wir Krug und doppeltem Zoll suchen. Hier stand auf der Nordseite die Herwigsborg, hier kreuzten sich die Straßen, die von Nord nach Süd und die flußbeleitende von Demmin nach Ückermünde, hier kennt das Stadtbuch das Neue Tor, die Mägdestraße, auch Dwerstraße genannt, hier lag der Platz, das "Land to Lötze" genannt, was nach Bernecker auch heißen kann „Ort, da man sich zu Geschäft und Unterhaltung versammelt“ Und von hier an, das sei noch einmal gesagt, war noch unserm Jahrhundert bis zum Strom für die Peene auch der Name Ribnitz im Gebrauch. Hier hat sich auch mit Sicherheit eine Ansiedlung gebildet, eine villa forensis, doch war das die von den München nach 1226 beanspruchte?

Was sich nachweisen läßt, ist die "Tuchmacherstadt" im nordwestlichen Teil der Altstadt gibt es die Wollweberstraße. Ein Hinweis also dafür, daß hier die Wollweber bzw. die Tuchmacher wohnten wobei zu bemerken ist, das die nördliche Paralellstraße noch lange die Enge Wollweber-straße hieß(Anm.3). Das Stadtbuch belegt dies überzeugend. Es kennt für diesen Raum Familiennamen die Ortsnamen der Magdeburger Gegend sind, von denen einer der des Altermann der Tuchmacher Schrepkow (ndl. Havelberg) war. Sein Vorname aber war Rale bzw. Role, was normannisch sein dürfte. Mit Sicherheit ist anzunehmen, daß die Benediktiner aus Berge bei Magdeburg sich als Helfer Menschen aus ihrer Heimat nachholten.

Es hatten sich dort aber schon im 12. Jahrhundert Flamen angesiedelt - der Name Fläming- erinnert noch heute daran und flämische Tuchmacher hatten Städte gegründet. Wie stark die Tuchmacherei diesen Teil Anklams bestimmte, zeigen die Eintragungen im Stadtbuch, da gab es Meistereien, Wollrahmen, die Wollweberburse, zu den Grundstücken gehörte die Bleiche oder Anteil daran. Auf dieser Tuchmacherbleiche stand schließlich der Galgen für die Lakendiebe. Wie lange noch die Tuchmacher Sonderrechte beanspruchten geht aus der Urkunde vom 24. Okt. 1399 hervor, laut deren Vereinbarungen erst dann die Gewandschneider, die hansischen Kaufleute, ihr Privileg durchsetzten, allein Tuch im Kleinen verkaufen zu dürfen. Bis dahin hatten die Tuchmacher Tuch produziert und sowohl in ganzen Ballen wie auch im Kleinen ihr Produkt verkauft (sich also als Tuchhändler betätigt), was die Gewandschneider im Blick auf lübisches Recht ihnen streitig machten. Aber ob dies nun die villa forensis der Mönche war? Im Zusammenhang mit dem, was westlich davon bezeugt ist, in den slawischen Namen Land to Lötze, Dwerstraße (Tor), Mägdestraße , Külstraße und auch Gummen, wäre es denkbar. dazu im einzelnen: Mägdestraße, weil von Nonnen oder Beginen nichts bekannt, könnte es Hauptstraße heißen, was sie für diesen Stadtbezirk ja auch war. Und in "Mägde" steckte der gleiche slawische Ausdruck wie in Magdeburg, Mecklenburg, Müggenburg Külstraße: der Name ist nicht unbekannt,aber daß einer dieses Namen dort gewohnt hat oder für die Stadt von besonderer Bedeutung gewesen wäre, ist nicht bekannt, so wäre hier an einen slawischen Ursprung zu denken, nach Bernecker Turm oder Stein. Die Straße, die von West nach Ost die ganze Altstadt durchquert, hätte dann den gleichen Namen, im Westteil slawisch im Ostteil deutsch. Aber auch eine skandinavische Deutung ist möglich: Kulle Kül gesprochen gleich hoch ist durchaus möglich, nennen die Quellen doch die Dunzubru, was soviel wie Plumsbrücke bedeutet. Übrigens ist die Keilstraße die höchste Straße der Altstadt und die Hohestraße 'die zur Baustraße hinabführt hat den Namen bewahrt. Am Ostrand dieser westl. Stadt am Markt kennt das Stadtbuch "den Gummen", was Dreschplatz bedeutet. In Wolgast gibt es diesen Namen auch. Aber auch Burgstraße verlangt nach einer Deutung. Wo war die Burg? Das Stadtbuch hat eine Antwort. In Verlänung dieser Straße liegt auf der anderen Peeneufer die Herwigsborg, noch die Schwedische Landesvermessung zeigt den Turmhügel. Dem Namen darf man getrost mit dem Namen des 1. Abtes in Verbindung bringen. Ein Schutz für Zoll und Brücke war fraglos erforderlich. So läßt sich durchaus aus dem allen für diesen Teil der Stadt mit dem unregelmäßigen Straßennetz an eine Ansiedlung denken, in der zunächst Slawen wohnten, Dänen das Sagen hatten und bald flämische Tuchmacher aus dem Magdeburger Raum kommend bestimmend waren. Auch scheint es so als hätte dieser Ort sich unter den Schutz des Dänenkönigs gestellt und nicht unter den des Klosters oder des slawischen Fürsten Durch die Jahrhunderte führten die Tuchmacher allein die geflügelte Pfeilspitze, die wir vom Wappen Stralsunds her kennen, das auch zur Zeit dänischer Hoheit entstanden ist und auf dem Territorium Rügens lag, das noch lange auch zum Bistum Roskilde gehörte.

Übrigens führten die Anklamer Zinngießer ebenfalls nicht den Greifen, sondern auch die Pfeilspitze, auch die Goldschmiede wechselten erst 1706 mit der Neugründung ihres Amtes zum Greifen über Das erste bekannte Stadtsiegel allerdings kennt nur den Greifen. Das ist jedoch verständlich, wollte doch der Herzog Anklam zu seiner Stadt machen, wie er auch den Stadtadelaus seinen Leuten bildete /siehe Stadtbuch und Pom. Urkundenbuch). Mit dem gleichen Wappen-Hoheitszeichen- der Gründer wird das „alte Anklam“ neben Stralsunds Entstehung gesetzt, was zu dem Anspruch der Mönche auf die villa forensis nach 1226 passen würde. Denkbar wäre auch, daß die Niederlage bei Bornhövet, nach der di.e Vormacht Dänemarks im Schwinden war, das Kloster veranlaßte, zum Zoll an Markt und Ribnitz auch noch den Anspruch auf den Ort zu erheben. Das älteste Stadtsiegel kennt also nur den Greifen, bald aber erscheint daneben die Pfeilspitze wieder, so auch, in der Stralsunder Bilderhandschrift, wo über der "Oststadt" ein Wappen mit dem Greifen steht (Anm.4), über der alten Tuchmachwerstadt im Westen aber das Wappen mit der Pfeilspitze, die nun oft neben dem Greifen in den Siegeln erscheint und schließlich in den Klauen des Greifen, wie im jetzigen Wappen. Aber es wäre noch einmal zu fragen, war diese Ansiedlung, die weitgehend schon Stadtcharakter hatte die villa forensis der Mönche? Hermann Bollnow machte aufmerksam auf den Zusatz "cum omnibus agris et pratis et attinensils suis omnibus" und fragte, woher hatte diese villa forensis dies alles? In der Tat das Stadtbuch kennt für das Tuchmacherviertel keine Höfe mit Hufen. Wohl aber findet sich im Stadtbuch ein Hinweis, der weiterführen kann. Bekanntlich ist das durch eine Landwehr, bestehend aus Wall und Graben, und durch Burgen (Hoher Stein u.a.) gesicherte Stadfeld eingeteilt in "altesFeld und neues Feld", das letzterer nach Eingemeindung des Dorfes Tuchow. Jedoch wird mehrmals auch vom „Görker Feld“ gesprochen.

Man könnte meinen, nun ja, dieser Teil des Ackers grenzte an die Görker Flur, doch dann wäre zu erwarten, daß irgendwann einmal auch vom Bargischower Feld, oder Gneweziner, oder Gellendiner, oder Pelsiner Feld die Rede wäre. Das geschieht jedoch nicht. Aus schon erwähnten Quellen wissen wir, daß um Gorgasia insbesondere um die Landschaft darum kriegerische Handlungen stattgefunden haben, auch daß Groswin mehrmals zerstört worden sei. Bodenfunde möchten das bestätigen, wurden doch in den letzten Jahren aus dem Baggerschlamm des Stegenbaches intressante Funde geborgen, auch als Oberflächenfunde vom Acker ostwärts davon, sodaß mit einer größeren Siedlung zu rechnen ist, die umkäpft worden ist, in der auch handwerkliche Tätigkeit ausgeübt worden ist. Es ist anzunehmen, daß die immer wieder heimgesuchten Bewohner sich in den Schutz des befestigten (Herwigsburg) Peeneüberganges begaben, d.h. beim Krug und Markt Groswin sich ansiedelten, dabei blieben dann Acker, wiesen und allePertinenzien, zu denen auch die Wassermühle gehörte, von der man bis jetzt nicht weiß, wie sie in den Besitz der Stadt gekommen ist, ihr Eigentum. Und diese villa forensis cum agris et pratis et omnibus pertinentiis wäre die, die die Mönche gern zur Stadt erhoben hätten, natürlich mit dem, was am Zoll schon entstanden war.

Dies umgesiedelte Dorf mit Handwerkern und Mühle hatte vielleicht seine 1. Mittelpunkt am Zicker - Kirche,Ort etwa bei Rat des Kreises (nach Bruinier bis die im Bau befindliche große Stadtkirche (Marien) genutzt werden konnte. Doch der Plan der Mönche, es Eldena gleich zu tun, ging nicht auf. Etwa 1245 belehnte der Herzog die Stadt mit deutschem Stadtrecht, das zunächst wahrscheinlich Magdeburger Recht war wie bei andern Städten, die er zu dieser Zeit gründete. (So erklärt es sich, daß Stargard in Hinterpommern als es vom Magdeburger zum Lübecker Recht wechselte bei Rechtsfragen auf Anklam verwiesen wurde, das inzwischen Lübecker Recht hatte.) Einbezogen in diese neue Stadt wurde die schon bestehende "Tuchmacherstadt", wie ich den Westteil nennen möchte. Beide Stadtteile wuchsen nur sehr langsam zusammen, das Stadtbuch kennt noch 2 Märkte (Land to Loitze, später Pötterstell und der große Markt), 2 Kornhäuser, 2 Häfen, 2 Badestuben, 2 Galgen,2 Winterlager für die Schiffe, für die Krayer im Osten bei der Kreienborch und für die Snäker im Westen bei der Snakenborch (im Stadtbuch nicht eine Burg, sondern ein Garten d.h. umfriedete Stelle gennant.) Woher nun der Name Tanchlim 1264, Tanclim 1274, Thanglim 1285, aber auch ohne T wie Anclem 1284 stammt, ist noch immer offen. Neu dürfte der Hinweis auf Französisch-Flandern sein, wo es eine große Zahl von Dörfern gibt, die auf hem enden. Zum Beispiel: Reclinhem, Ledighem, Lilinghem, Kedinghem, Aerdinghem, wobei der erste Teil Recling, Leddig, Liling, Keding, Herding auch Familiennamen im alten anklam sind. Es gibt dort auch Ortsnamen auf em wie Uxem, Killem und auf am wie pitgam, Drincham und Millam, um nur einige Beispiele zu nennen, so mögen die flandrischen Tuchmacher auch Anklam entsprechend ausgesprochen haben. Die neue Heimat mag ihnen auch sonst vertraut vorgekommen sein, gibt es doch bei St. Omer das Flüßchen Peene mit den beiden Zuflüßen Zuytpeene und Noordpeene. Bei Hondschoote gibt es heute den französischen Ortsnamen Les Anguilles, was einem flämischen T'angelen entsprechen könnte?
Doch auch ein slawischer Name, den Brunier im Stadtbuch gefunden hat und zwischen Pulverturm und Steintor lokalisierte, nämlich beim Gießhaus des Glockengießers Luddeke, könnte etwas mit dem Stadtnamen zu tun haben. Es ist der Name "lymen" was nach Bernecker Hafen, auch Bucht bedeuten kann. In der Tat war der südliche Stadtgraben so wird mehrfach berichtet breit und sehr tief (ein ehem. Peenearm. Möglicherweise steckt in der zweiten Silbe von Thanchlim das Lymen, in der ersten das slawischen danc=Zoll. Es könnte aber auch das Flüßchen Tanger Pate gestanden haben, das im Magdeburger Raum zu Ortsnamen beitrug, etwa das Dorf Tangeln wär zu nennen, auch die Stadt Tangermünde. Zusammenfassend last-sich sagen: Die frühe Stadt-und Kirchengeschichte Anklams beginnt mit der Gründung des Kloster Stolpe 1153. Zur Erstausstattung gehörte auch der Krug im Lande Groswin mit dem doppelten Zoll des Marktes und des Gewässers, das Ribnitz heißt. Weil die Ribntz aber, oder die Flatsminni wie die Dänen sagten, bis zu den Anklamer Peenebrücken reichte 'muß diese Zollstelle hart westlich davon gelegen haben. Der Wasserzoll wurde gewährleistet durch ein Hindernis im Fluß, von dem in den Berichten über die Wendenzüge berichtet wird, auch Dunzabru genannt (vielleicht Plumbsbrücke zu übersetzen, Fallbrücke) sicher identisch mit dem später mehrfach genannten und zeichnerisch festgehaltenen Steinpflaster in der Peene.
Für den Ort von Krug und Zoll kennt das Stadtbuch den Namen Land to Lotze, der Platz blieb bis in jüngste Zeit frei. Ostwerts davon entstand die Tuchmacherstadt,die erst 1399 sich lübischen Rechtsnormen beugte und vermutlich wie die Tuchmacher die Pfeilspitze im Wappen führte (siehe Bilderhandschrift) Nach der Schlacht bei Bornhövet schwindet der dänische Einfluß, die Mönche beanspruchen die villa forensis cum agris Bodenfunde aus dem Baggerschlamm des Stegenbaches und der Gegend "Grüne Wiese" belegen eine große Siedlung, deren Bewohner sich in den Schutz der befestigten Markt-Zollsiedlung begaben und damit Acker Wiesen und Pertinentien (Wassermühle) in die werdedende Stadt brachten. Zur Sicherung des Peeneüberganges hatte das Kloster am Nordufer die Herwigsburg errichtet. Dem Versuch der Mönche den Ort zur Stadt nach deutschen Recht zu erheben, kam der Herzog zuvor. Zwischen 1243 und 1247 nimmt Hermann Bollnow die Verleihung des Stadtrechtes an und schreibt wörtlich: das stimmt auch mit der ursprünglichen Feststellung Kantzows überein: "Umb disse tit (1242/43) wurden toglike upgelecht de beiden Stede Gripswolt und Anklam."
Zur frühen Kirchengeschichte läßt sich, wie schon angedeutet, nur sehr wenig urkundlich belegen. Lediglich für eine Anklamer Kirche ist ein Datum bekannt, ich meine die Jakobi-Kirche vor dem Steintor (1341 Bischof Fredericus v. Cammin gestattet den Bau einer Begräbniskapelle in honorem sancti Jacobi) Diese Kirche wird noch lange in den Kirchenbüchern als beliebte Traukirche genannt. Sie ging im Zuge der im Merianischen Stich festgehaltenen Befestigungsanlagen (Ravelinstraße) verloren. Daß der romanische Turm im Turm der Marienkirche auf eine frühere Entstehung als bisher angenommen, hinweist, ist schon gesagt worden. Ein Pleban wird urkundlich allerdings erst 1257 erwähnt. Doch dürfte eine Pfarre spätestens zur Zeit der Stadtwerdung gebildet worden sein. Übrigens hatte das Kirchspiel eine große Ausdehnung: Pelsin und Butzow gehörte dazu, auch die Fähre und Kuhlerort. Noch im 18. Jahrhundert gehörte die Steinvorstadt zu Marien und nicht zu Nikolai. Es war also ein räumlich sehr großes Kirchspiel, so wie man es sich an anderen alten Kirchspielen wahrnehmen kann, z.b. Kagendorf, das mit dem Petrus-Patrozinium als ein sehr altes, noch in slawischwer Zeit entstandenes ausweist.

Nikolai, als Kirche der neuen Stadt, vermutlich auch schon im 13. Jahrhundert entstanden (Lisenen an der Sakristei wie bei Marien) hat nur einen Teil des Marienkirchspiels s.o. bekommen. Die älteste Kirche im Lande Groswin ist laut Stiftungsurkunde in Stolpe zu suchen, es war die dem Fürsten Wartislaw geweihte, die die Mönche vorfanden. Ich möchte es nicht ausschließen, daß sie den Altar dieser Kirche in den Bau ihrer Klosterkirche einbezogen haben. Bei der Grabung 1962/63 wurden die Fundamente dieser Feldsteinbasilika nicht ganz klar festgestellt, insbesondere im Südteil der Basilika wurden Fundamente ergraben, die nicht dazu passen. Möglicherweise stammen sie von späteren Veränderungen, mit denen man ja rechen muß (Modernisierung).

Weil sie aber auch eine etwas andere Orientierung haben, könnten sie zur ersten Kirche gehören, die dann auf Sabinus, den Bistumspatron des 12.Jahrhunderts geweiht war. Leider wurde aus Ersparnisgünden nicht im Innern der Basilika gegraben, was auch im Blick auf die dort zu erwartenden Grablegungen zu bedauern ist.

Was läßt sich sonst zu den frühen Gotteshäusern in und um Anklam sagen? Das Stadtbuch kennt den Namen Zicker, dort wo jetzt der Rat des Kreises ist. Brunier vermutete dort schon eine slawische Kirche. innerhalb der Mauern wird St. Spiritus schon 1272 im Zusammenhang mit einer Dotation genannt. Die Klosterkirche wurde sicher sofort nach der Genehmigung 1304 bzw. 1310 gebaut. Von Jakobi habe ich schon gesprochen. Von den übrigen Kapellen: Hlg. Leichnam in der Stadt, St. Georg, Peter und Paul und Hlg. Kreuz vor den Toren berichtet uns wieder das Stadtbuch 1407 und 1412, daß sie bestanden, St. Gertrud wird allerdings erst 1457 erwähnt. Vom Stadtbuch erfahren wir auch von Dotationen, Stiftungen von Altären und Vikarien und von der Tatsache, daß an Marien und Jakobi Bauhütten existierten, auch daß nicht nur von 1304 an der Archidiaconus in Anklam residierte, sondern daß auch Officiale und Domherren von Cammin in Anklam wohnten und Besitz hatten.

Von den Kirchen im Kreis sind urkundlich drei erwähnt, wenn Ziethen mitgerechnet wird, das ja ursprünglich zur Synode Anklam gehörte. Ziethen 1237, Wusseken 1243 (dabei als Zeuge der scultetus de Tanglim) und 3. Kosenow 1306/7 der Maria geweiht und reichlich mit 4 Hufen belehnt, wobei die Plebane von Rathebur, Ducherow und Kagendorf und der Stedehalter des Pleban von Liepen Zeugen sind. Übrigens war die später auch der Maria geweihte Kirche von Wusseken ursprünglich Adalbert und Georg geweiht, denen Otto von Bamberg Kirchen geweiht hatte seinen Missionsreisen.
Fast alle Pfarrkirchen des Kreises sind schon im 13. Jahrhundert enstanden, obwohl der derzeitige Zustand bei einigen dies nicht vermuten läßt, weil nach den Zerstörungen des 17. Jahrhunderts oft nur die Grundmauern übrig blieben, sodaß diese Bauten sich nun als Kirchen des 18. Jahrhunderts präsentieren. Nachdem an einigen davon aber große Putzschäden entstanden sind 'zeigen sich dort hochsitzende kleine Rundbogenfenster und andere romanische Bauformen. So h beweist eine Kalksteinfünte in Teterin z.B. die Existenz einer frühen Kirche. Auch wird deutlich (siehe Kosenow urkundlich belegt) daß Kirch- und Pfarrgründungen vom Adel ausgingen, wo dieser eine Grablege sich schaffen wollte. So gab es in Teterin sogar zwei Kirchen. Außer der Pfarrkirche St. Nikolai noch eine weitere, von der es in der Matrikel von 1582 heißt: "So hatten die Ihlenfeld auf ihrem Grund und Boden die Heilig-Geist-Kapelle, in der sie ihr Begräbnis hatten." Adelsstiftungen dürften auch die Kirchen bzw. Pfarren von Altwigshagen (Familie von Schwerin), Neuenkirchen (Familie gleichen Namens) und Kagenow (zwei Rittersitze am wichtigen Peeneübergang) sein. Eine Frage möchte ich allerdings noch ventilieren.
Nikolai, als Kirche der neuen Stadt, vermutlich auch schon im 13. Jahrhundert entstanden (Lisenen an der Sakristei wie bei Marien) hat nur einen Teil des Marienkirchspiels s.o. bekommen. Die älteste Kirche im Lande Groswin ist laut Stiftungsurkunde in Stolpe zu suchen, es war die dem Fürsten Wartislaw geweihte, die die Mönche vorfanden. Ich möchte es nicht ausschließen, daß sie den Altar dieser Kirche in den Bau ihrer Klosterkirche einbezogen haben. Bei der Grabung 1962/63 wurden die Fundamente dieser Feldsteinbasilika nicht ganz klar festgestellt, insbesondere im Südteil der Basilika wurden Fundamente ergraben, die nicht dazu passen. Möglicherweise stammen sie von späteren Veränderungen, mit denen man ja rechen muß (Modernisierung). Wie sah die Klosterkirche in Stolpe aus?

Die Karte der Schwedischen Landesvermessung zeigt noch das typische Klostergeviert; eine Akte im Medower Pfarrarchiv sagt, daß noch bis 1800 der Feldsteinturm mehrere Geschosse hatte, in dessen obersten die Gemeinde ihre Gottesdienste hielt. Vielleicht zeigt uns eine der Kabinettscheiben aus der Klosterkirche, die ja nach der Reformation bald Pfarrkirche wurde, im Bild der Emmausjünger die Rotunde und den Chor der Kirche (Anm.7). Wobei sich unschwer erkennen läßt, daß die Jünger durch die Herzöge Bernim IX (1532-1572) und Philipp I (1532-1560) dargestellt sind und der Auferstandene durch Bugenhagen.

Anmerkungen:

  1. Thomas Kantzow schreibt in seiner Pomerania, laut Ausgabe Kosegarten Greifswald 1816 Bd. I S. 209:

    Die Fürsten von Rügen zogen nach Großwyn und Loitz und verheerten daselbst Von Großwyn ist noch ein wal bei Anklam, nicht weit von Goreke vorhanden, wird nur ein Schloß und ein fleck davor gewest sein, wie man aus des Papstes Confirmation über das Stifft sehen kann. Und S. 216: So haben die Sachßen in Vorpommern auffgelegt Anklam an stelle der Stat Großwyn, die der Khönig von Denemarken verstöret hatte, Vckermünd, Penkhunt, Freienwalde, Golnow, Regenwalde, Daber, Labese.

    In Daniel Cramers (1568-1637) Pom. Kirchenchronik, Ausgabe 1603 2. B S. 13 ist eine intressante zweite Version zu lesen: Groswin aber ist jetzt ein Wall nicht weit von Anklam über die Landfehre nach Stolpe werts gelegen, und soll auf dem Anklaschen Felde noch heute zu Tag ein weg sein, der die großwinische Straße oder Weg genannt wird, da zuvor eine Stadt Großwyn gelegen gewesen, welche Anno 1183 vom König auß Dennemark verstöret und das Land sehr verheret worden.

    Und S. 30: wie denn im Jahr 1190 zu bawen und zu bessern angefangen worden: Gollnow, Anklam, Ukermünde , Penkun, Freienwalde, Regenwalde, Brüssow, Grimmen, Treptow a.d. Toll. und Pasewalk. Die Ortsangaben stimmen überein mit den Bodenfunden. siehe unten.

    Über die Papsturkunde ist leider nichts bekannt.
  2. Schon auf der 1:10000-Karte ist mit Werten von 0,1 m bis 0,4 m die "Flachmündung-Ribnitz" erkennbar.
  3. Zum Straßennamen "Faule Grube" (später Packhofstraße) ist zu sagen, daß der Ursprüngliche Name "Fule Grove" war, was hochdeutsch richtiger mit "Faulem Graben" zu übersetzen ist. Ein solcher wurde auch bis in die Hlg.-Geiststraße hin bei Kanalisationsarbeiten festgestellt. In Wismar ist die "Faule Grube" auch heute noch ein offener Wasserlauf.
  4. Auffallend die zwei Wappenschilde!
    Sicher keine künstlerische Marotte, sondern Feststellung eines Tatbestandes: im Westen die Tuchmacherstadt, deren Status auch durch die an die Stadtmauer angelehnten "Wandrahmen" gekennzeichnet wird, durch die Bleiche am flachen Peeneufer (kein Bollwerk) und das kleine Tor zur Mägdestraße hin mit der Turmspitze wie beim Pulverturm. Im Osten die Kaufmannsstadt mit Markt und Rathaus, der Nikolaikirche, großen Toren, auch dem Köpkentor und Schiffen, vermutlich Schuten und einer Hulk.
  5. Akte im Museum, Stand etwa 1975. Die meisten Funde durch den verdienstvollen Bodendenkmalpfeger Herrn Kruse geborgen und bestimmt.
  6. Die 1962/63 ergrabenen Fundamente und das stehende Mauerwerk des Turmes haben drei Orientierungen, was darauf hinweist, daß bei drei Bauabschnitten und dabei vorgenommenen Weihen, auf verschiedene Patrone hin geweiht wurde. Möglich erscheint mir, daß der 1. Bau, die Gedächtniskirche für Wartislaw dem Sabinus geweiht war, der lt. eines Denars Bogislaw I (+1187) Schutzheiliger des Bistums war. Der 2. Bau (ergrabene Basilika) dürfte dem Patron des Bistums Magdeburg geweiht worden sein. Magdeburg 1. Oktober 948 in honorem domini nostri et salvatoris nostri Sanctique Petri Apostolorumprincipis. Die dritte Bauphase (Westwand Turm und Seitenschiff) hat die gleiche Orientierung wie Kirchen Insel und Festland Rügen, z.B. Altenkirchen, Wiek, Bobbin, Patzig; St.Jürgen Rambin, Ziethen, Lüssow, Schlatkow. Die Patronin dürfte Margarete von Roeskilde gewesen ein.
  7. Es liegt nahe, den Schöpfer der allegorischen Darstellung der Emmausgeschichte mit den Gestalten der Hauptpersonen der Pommerschen Reformation in dem herzoglichen Hofmaler Matthias Neter zu sehen, von ihm war ein Porträt Barnim XI bekannt. Das M auf einer der Scheiben dürfte sein Zeichen sein.

Schiffe der „villa forensis“ und zur Zeit der Dänenkriege

Neben dem geruderten Langschiff, das als Kriegschiff besonders lang und schmal war, kannten und bauten sie breitere Ruderschiffe mit zusätzlicher Besegelung und auch wesentlich breitere Segellastschiffe. Die Schiffe hatten infolge der großen Länge einen verhältnismäßig geringen Tiefgang, sodaß auch seichte Küstengewässer und kleinerer Flüsse befahren werden konnten. Der in der Mitte um 30 cm durchhängende Kiel wirkte sich günstig auf die Wendigkeit der Schiffe aus.

Snekkja Im nordeuropäischem Raum vom 10. bis 14. Jh. verwendeter Schiffstyp mit relativ scharfen Formen, mit dem als Ruderfahrzeug schnelle. Fahrten gemacht werden konnten. Die Snekkjas wurden vielfach als Kampffahrzeug, unter anderem in England, eingesetzt. Ihre Größe entsprach im 13. Jhd. etwa derjenigen der Koggen.

Schnigge An den skandinavischen Küsten war die Snekkja meistens ein schnelles scharfgebautes Zwanzigbänker-Ruderschiff mit 90 Mann Besatzung und zusätzlicher Besegelung. Im Mittelalter verstand man unter Schnigge allgemein ein kleines Ruder-Segelboot. An diese Snekkja erinnert vielleicht die Notiz im Stadtbuch, die Bruinier zitiert (Heimatkalender 1925 S.64) en garde, genomet de Snakenborch buten deme Nigen Dore 1494; also keine Befestigung, sondern ein umfriedeter Platz , was durchaus für einen Liegeplatz leichterer an Land geholter Schiffe passen könnte. Da man dort auch das Steinhindernis in der Peene fand und auf der Norseite die Herwigsborg stand, hier also der alte "Stadtkern" war, bot sich dieser Platz gerade zu als Liegeplatz für Schiffe an.

Anklamer Schiffe

Kogge Das Kriegsschiff, das Anklam im Dänischen Krieg 1361 ff stellen mußte, war vermutlich eine Kogge.

Schute Das Stadtbuch nennt einmal eine Schute 1544 ist für den Umzug P. Busers von Demmin nach Anklam von einer Schute die Rede, auch für Umzug von P. Eggert nach Anklam geht es um eine Schute von Greifswald her. Nach Dudzus-Henriot-Krumrey, Das große Buch der Schiffstypen (Vgl., f Verkehrswesen 1983) waren die in der Hansezeit gebräuchlichen Schuten (an den deutschen und holländischen Küsten) "geklinkert, flachbodig und ungedeckt, die waren meistens ohne Eigenantrieb, es gab jedoch auch solche mit. einem Mast und einfachem Rahsegel." Das Letztere dürfte für die oben erwähnten sie gelten, denn ohne Eigenantrieb kam sicher nicht von Greifswald nach Anklam. Die auf der Lubinschen Karte abgebildeten Segelschiffe dürften solche Schuten sein.

Hafcan Hafcan wird in der Anklamer Zollrolle von 1302 genannt. Er war lt. Buch s.o. ein Getreidetransportschiff für die Haffgewässer Kreyer, Kraier. lt. Buch 5.0. Seetüchtiges Lastschiff des 14. bis 16.Jhd., vorwiegend für die Verwendung im Ostseegebiet, aber auch an der friesischen Küste sowie für Bergen- und Flandernfahrten. Die Tragfähigkeit konnte bis 60 tasten betragen. Die meistens dreimastigen Schiffe fuhren mit Rahsegeln und hatten 12 Mann Besatzung. Ich nehme an, daß die Kraienstraße und die lauerbefestigung (Wiekhaus) Kraienburg genannt, nach diesen Schiffen ihren Namen hatten, weil sie dort geschützt "Winterlager" halten konnten.

Zeesenboot Die Zeesener sollen ihren Teer nicht in den Zeesekähnen kochen 1630. Lt. Buch s.o. Motorloses Fischerei-Segelfahrzeug von etwa 10 m Länge...am Bug einen etwa 6 m langen Bugspriet und außerdem einen etwa gleich langen Ausleger (Driftbaum) am Heck.

Zum Turm Der Turm lässt sich bis in 30 m Höhe feststellen. Der got. Turm ist hart an den romanischen herangesetzt ohne eine Verzahnung. Die Fenster sind in ihrer Laibung gut erhalten, die Mittelpfeiler allerdings sind herausgehauen, nur das sichtbare kl. Ostfenster macht eine Ausnahme. Bei Belagerungen wurde der Turm genutzt, in die Fenster wurden Geschütze postiert. Der Turm ist nicht in einem Zuge hochgeführt worden, in 6 m Höhe last sich eine Orientierungskorrektur erkennnen, vermullich von Kreuzerhebung auf Marien Geburt. Bis dahin zeigen die Laibungen auch eine gekehlte Ecke. Übrigens bestehen die Formsteine aus einem hellen gelben hartgebrannten Stein wie ich ihn auch am Ratzeburger Dom fand. Die zweite Bauphase durch anderes Steinformat und anderes Fußmaß zu erkennen hat in den Laibungen der Fenster die kleine gebrochene Ecke, Die Fenster selbst sind etwas gedrungener bei etwa gleicher Breite. Die dritte Phase, wieder durch anderes Ziegelformat erkennbar hat das noch niedrigere Fenster ire Osten. Die 4. Phase aber hat schon spitzbogige Fenster in gleicher Höhe, es war später die Türmer-Stube, vorher vermutlich die Glockenstube. Der Turm hat Ecklisenen und hatte stockwerkbestimmendes Gesims aus hellem Sandstein.

Zur Klosterkirche Wir wüßten gern, wie die Klosterkirche ausgesehen hat. Vom Grundriß her kennen wir eine rom. Basilika ohne Querhaus. Vom Turm wissen wir aus einer Akte um 18OO, daß er mehrgeschoßig war, den im obersten Geschoß befand sich bis dahin die Kirche für das Dorf . Daß an der romansischen Kirche später Veränderungen vorgenommen wurden, ist anzunehmen und wird durch die ergrabenen Fundamente gestützt. Schließlich sagt vielleicht auch die Zeichnung des Klosters, wie sie die schwedische Landesvermessung bringt, etwas über das Aussehen der Kirche Ende des 17. Jhd. aus. as typische Klostergeviert zeigt im Norden de Kirche, die sowohl im Vesten wie im Osten im Dachbereich einen Giebel hat im Westen durchaus auf den Turm deutbar, im Osten aber ein Querschiff andeuten könnte, wie es ja die Zistersienserkirchen in der Regel hatten. Der ware dann nicht höher als das 'ach des Langhauses gewesen und das Querhaus gleichhoch.

Literatur und Quellen

Bruinier, J. (Hrsg.); Das Stadtbuch von Anklam, Böhlau Verlag Köln Graz 1960.
Heimatmuseum Anklam; Akte Vor-und Frühgeschichte Fundmeldungen, Pommersches Urkundenbuch.
Bollnow, Hermann; Die Verfälschung der Erstausstattung des Klosters Stolpe; In: Monatsblätter der Gesellschaft für pommersche Geschichte, 55. Jahrgang 1941.
Eggert, Oskar; Die Wendenzüge Waldemar I und Knut VI nach Pommern und Mecklenburg, In: Baltische Studien NF XXIX 1927.
Heyden, Helmut; Kirchengeschichte von Pommern, Stettin 1937.
Lemcke, Hugo; Der Kreis Anklam, Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Stewttin, Stettin 1899.
Stavenhagen, Carl-Friedrich; Chronik von Anklam, Volksausgabe Emil Süssermann Anklam 1899.
Ewe, Herbert (Hrsg.); Straldunder Bilderhandschrift, Rostock 1979.

Eigene Arbeiten:

Becker, Gerhard; Die Marienkirche in Anklam, Heimatkalender 1982
Becker, Gerhard; Vor- und frühgeschichtliche Funde im Bereich des Stadtkern, Manuskript
Becker, Gerhard; Kirchenkreis Anklam, alle Mutterkirchen skizziert und kurz beschrieben, Gabe an die Mitarbeiter im Kirchenkreis
Becker, Gerhard; Die Medower .... , Manuskript
Becker, Gerhard; Untersuchung zur Orientierung unserer Kirchen, Manuskript
Für die Deutungsversuche der slawischen, bzw. dänischen Namen stand mir zur Verfügung:
Berneker, Erich, Slavische Etymologisches Wörterbuch, Heidelberg 1924