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Zu den Heiligenfiguren in den Arkaden der Marienkirche in Anklam.

Anklam bietet nicht mehr viel Sehenswertes. Die schönen Giebelhäuser der Innenstadt wurden ein Opfer des Krieges; auch die Nikolaikirche wurde zur Ruine. Die Marienkirche jedoch konnte wiederhergestellt werden und birgt als einen kostbaren Schatz umfangreiche Wandmalereien des 14. Jahrhundert wie sie in solcher Vollständigkeit einzigartig sind. Dem Umstand, dass bei Renovierungen diese Malerei lediglich übertüncht wurde, ist es zu verdanken, dass anlässlich einer Inneninstandsetzung der Kirche im Jahre 1936 die mittelalterliche Bemalung der gotischen Halle so vollständig aufgedeckt und dann restauriert werden konnte. Sie gibt dem Raum einen hellen, frohstimmenden, ja festlichen Charakter. Die Augen wandern gern von Pfeiler zu Pfeiler mit ihren wechselnden und viel gestalteten Ornamenten, um hier und da festgehalten zu werden von figürlichen Darstellungen: gemalten Altarbildern, Heiligengestalten, Grotesken zwischen dem Blattwerk und schließlich von den Heiligen oben in den Arkaden. Hier aber fragen wir uns nun, wer waren diese Männer und Frauen, die man gegenwärtig wissen wollte „gleichsam im höhern Chor“ beim Gottesdienst der Gemeinde? Man hatte sie sich ganz nahe herangeholt, in die eigene Zeit und dabei die ständische Ordnung ebenso beachtet wie die „neuste Mode“, die damals für Männer und Frauen fast gleiche Kleidung kannte, nämlich ein Ärmelgewand und darüber ein Mantel aus einem großen Tuch bestehend. Alle tragen sie die. Haare lang, die Frauen zum Teil geflochten. Die Männer sind bartlos, bis auf einen, in dem man Johannes den Täufer erkennen kann. Aus dem nur Irdischen sind sie wieder alle bis auf einen durch den Nimbus, den Heiligenschein, der wie üblich golden, aber auch blau ist, herausgehoben. Dieser eine ist der Ritter, der den Drachen getötet hat. Untersuchungen führten zur Feststellung, dass die Heiligen nach dem Kalender geordnet sind, angefangen mit Helena, die das Kreuz trägt und abschließend mit Maria und Adelheid.

Helena, die Gattin des Constantin Chlorus, war die Mutter des Kaiser Konstantin, den sie wahrscheinlich. im Jahre 274 zu Naissus in Obermösien gebar. Ihrer niederen Herkunft wegen verstieß sie ihr Mann, der Sohn aber machte sie zur "Augusta", zur ersten Frau des Reiches. Im hohen Alter reiste sie nach Palästina, um die heiligen Stätten aufzusuchen. Der Bau der Grabeskirche geht auf sie zurück. Fast 80 Jahre alt starb sie im Jahre 326 Nach einer erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts entstandenen Sage soll sie das wahre Kreuz Christi aufgefunden haben. Man stellte sie darum mit dem Kreuz in der Hand dar. Ob und in wie weit ihr Glaube mitbestimmend war, als ihr Sohn den christlichen Glauben zur "Staatsreligion" machte, mag strittig bleiben, mit Recht aber wird man immer auch an diese Frau denken müssen., wenn von Anfang der Kirche und europäischer Geschichte die Rede ist. Unter dem Kreuz begann es. Am 14. September, dem Tag der Kreuzerhebung, war in Anklam Kirchweihtag und Jahrmarkt. Doch nicht mit diesem Tag, sondern mit dem 7/8. Februar beginnt in den Arkaden der Kalender, was dem Camminer und Magdeburger Kalendarium entspricht.

Blasius, Bischof von Sebaste in Kappadonien, wurde unter Licinius im Jahre 316 hingerichtet. Über sein Leben ist wenig bekannt. Doch wurde er im Mittelalter weithin verehrt und unter anderem als Schutzpatron gegen Halsweh angerufen. Sein Attribut ist die Kerze oder zwei in Kreuzform gehaltene Kerzen. Sein Tag ist der 15. Februar, was Im Blick auf Helena gut passen würde, doch muss bedacht werden, dass das Attribut Kerze noch weitere Heilige hatten, u.a. Agatha (5. Februar) und Genofeva, die Patronin von Paris und Frankreich, geboren 422 In Nanterre bei Paris, Trösterin und Helferin beim Hunneneinfall 4. und Erbauerin von St. Denis. Sie ist am 3.1.502 gestorben. Auch sie konnte also gemeint sein, doch spricht das relativ kurze Haar für eine männliche Person, also mehr für Blasius, der zudem der Patron der Gerber, Schuster und Wollweber war. Das aber waren nachweislich die ersten und auch bedeutendsten Handwerker der Stadt Anklam.

Gertrud von Nivelles wurde auch bei uns weit und breit verehrt. Viele Städte hatten vor ihren Toren Kirchen und Hospitäler der heiligen Gertrud, es sei nur an Güstrow und Wolgast erinnert, wo heute noch Kapellen und Friedhöfe ihren Namen tragen. Auch in Anklam stand auf dem Peendamm Kapelle, Hospiz und Friedhof bereit, um im Namen Gertruds Reisende aufzunehmen, wenn die Tore der Stadt schon geschlossen waren, wenn sie erkrankt waren und Pflege brauchten und wenn ihre Lebensreise zu Ende gegangen war. Gertrud, nach der Überlieferung eine Tochter Pippins des Älteren, im Jahre 626 in Nivelles geboren, zeichnete sich durch große Kenntnis der Heiligen Schrift, Tugendeifer und hingebende Nächstenliebe aus. Sie starb am 17. 3. 652 im Kloster Nivelles, das ihre Mutter Itta gegründet hatte und das sie in der Nachfolge ihrer Mutter geleitet hatte. Der Volksglaube hat viele Eigenschaften der germanischen Göttin Freia auf sie übertragen. So wurde sie auch zur Schutzpatronin der Reisenden, die ihr zur Ehre „Gertrudenminne“ tranken.

Benedikt, der Vater des abendländischen Mönchtum, wurde um 480 zu Nursia geboren. Er studierte in Rom, um sich für den Staatsdienst vorzubereiten. Doch abgestoßen von dem dekadenten Leben der Weltstadt und im Zweifel, ob es sinnvoll sei, dem bei allem äußeren Glanz schon sterbenden Staat zu dienen, zog er sich wieder in die heimatlichen Berge zurück und begann ein Eremitenleben. Die Mönche von Vicovaro beriefen ihn zum Abt, wollten sich seiner aber schon bald entledigen, als er versuchte das Klosterleben unter strengere Zucht zu. Nach ach der Überlieferung mischten Gift unter seinen Wein. Doch der Krug zersprang als er das Kreuz darüber schlug. Er gründete mit Freunden ein Kloster in Subiaco, das bald nach Monte Casino verlegt wurde. Hier entstand die Benediktinerregel die grundlegend für alle Kloster und Orden des Abendlandes wurde. In ihr verbanden sich Familiensinn und soldatische Unterordnung mit christlicher Liebe und Brüderlichkeit. Die Brüder sind Gottes Arbeiter, Diener und Soldaten. Ihr Leitspruch war: ora et labora - bete und arbeite.

Anselm von Canterburry, hier mit Feder und Schriftblatt dargestellt als großer Lehrer und Theologe, war nicht nur dies allein, sondern nach und nach in seinem Leben Kriegsmann, Mönch, Abt und Erzbischof von England. Als Sohn eines lombardischen Edelmannes um 1033 in Aosta in Piemont geboren, wuchs er unter dem Einfluss seiner frommen Mutter zu einem Mann heran, der tief erfasst war von Liebe zu Christus. Seinem Wunsch, Mönch zu werden, widersetzte sich zunächst sein Vater. Dann aber, vom Vaterhaus gelöst, trat er ins Kloster Bec in der Normandie ein, wo er unter der Leitung des Priors wissenschaftlich zu arbeiten begann und damit den Grundstein für sein großes theologisches Werk legte, das in der Kirche für Jahrhunderte bestimmend blieb. Eines seiner Werke begann er mit dem Gebet zu Gott: Lehre mich dich zu suchen und zeige dich dem, der dich sucht; denn ich kann dich nicht suchen, wenn du dich nicht zeigst. In der Nacht vom Karmittwoch zum Gründonnerstag des Jahres 1109 entschlief er in Canterburry.

Markus, der Evangelist, ist höchstwahrscheinlich identisch mit dem jungen Mann, der bei der Gefangennahme Jesu nackt floh (Markus 14,51f). Er war zwar kein Jünger, aber doch wohl teilweise Augenzeuge der Taten Jesu. Er begleitete Paulus auf den Missionsreisen, in Rom schrieb er auf Bitten der Gemeinde nieder, was Petrus predigte. Es ist zu bezweifeln, dass das Markus Evangelium aus seiner Feder stammt. Er hat es kurz vor oder bald nach dem Tod des Petrus In Rom niedergeschrieben. Nach der Überlieferung gründete er die Kirche in Alexandria, wo er 66/67 den Märtyrertod erlitt. lm Markusdom in Venedig werden seit 829 seine Reliquien verehrt. Als sein Tag gilt der 21. oder 25. April. Sein Evangelium beschließt er mit dem Bericht von der Himmelfahrt Jesu. Der letzte Vers lautet: Sie aber gingen aus und predigten an allen Orten. Und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die mitfolgenden Zeichen.

Winfried oder Bonifatius, wie ihn Papst Gregor II. genannt hatte war schon über 80 Jahre alt, als er am Pfingstmorgen, den 4.Juni 754 von heidnischen Friesen bei Dokkum am Fluss Borne überfallen wurde und mit 52 Gefährten den Tod erlitt. Das Evangelienbuch, das er schützend über sein Haupt hielt, war noch von einem Schwert durchschlagen worden. (Das vom Schwert durchbohrte Buch wurde sein Attribut). Hinter ihm lag ein gesegnetes Wanderleben, kreuz und quer durch Deutschland und mehrmals nach Rom. Schon in England, wo er 671 geboren und früh in ein Kloster eingetreten war, hatte er erkannt, dass nur die Bindung an den Bischof in Rom in Germanien zu einer Ordnung und Stärkung des christlichen Glaubens führen könnte. Er besuchte die zerstreuten, einmal von iro schottischen Mönchen gegründeten Gemeinden, die Bistümer in Bayern und am Rhein und konnte mit Erfolg in Friesland missionieren, die Hessen zur Bekehrung führen und mit Hilfe angelsächsischer Mönche und Nonnen Klöster gründen. Auch Thüringen nennt ihn seinen Apostel. Der Papst weihte ihn zum Bischof von Germanien. Man nennt ihn den Apostel der Deutschen.

Gottschalk, Wendenfürst des 11. Jahrhunderts, wurde im Michaelskloster zu Lüneburg christlich erzogen, wandte sich aber wieder dem Heidentum zu und verwüstete christliche Niederlassungen in seinem Herrschaftsbereich. In erneuter Hinwendung zum christlichen Glauben war er mit Knut von Dänemark lange in England, schloss sieh Swend Estridson von Dänemark an, dessen Tochter er heiratete, hielt Verbindung mit den Herzögen von Sachsen und von 1045 an besonders eng mit Adalbert dem Erzbischof von Hamburg und Bremen. Er versuchte die Stämme der Obotriten, Wagrier und Polaben in einem Reich zu vereinen und sie dem christlichen Glauben zuzuführen. Er selbst trat al Glaubensprediger auf und half Adalbert die Bistümer Ratzeburg und Oldenburg zu errichten. Als aber Erzbischof Adalbert seiner einflussreichen Stellung beraubt wurde, kam es zu heidnischen Gegenreaktionen Gottschalk wurde mit einer großen Zahl von Priestern und Laien unweit der Elbe bei Lenzen am 14. Juni 1066 erschlagen. So wurde er zum Märtyrerapostel der Wenden.

Peter und Paul, mitten im Jahr das große Fest der Apostelfürsten. Sie sind dargestellt mit Amtskette, Zepter und Gefolge von gekrönten und ungekrönten Häuptern. Es sind die beiden Männer, denen man den höchsten Rang unter den sterblichen zuerkannte. Paulus, der zunächst ein Verfolger, und dann von Christus überwunden, sein größter Apostel war, der große Prediger und Theologe der ersten Christenheit, wurde nach der Überlieferung in der Neronischen Verfolgung als römischer Bürger mit Schwert hingerichtet. So trägt er das Schwert als sein Erkennungszeichen, während Petrus am Schlüssel zu erkennen ist, denn nach dem Evangelium des Tages (Math. 16, 13-19) hat Jesus zu ihm gesagt: "Ich will dir des Himmelreichs Schlüssel geben, und alles, was du auf erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein." Petrus war nach der Überlieferung der erste Bischof von Rom. Seine Nachfolger beanspruchten unter dem Hinweis auf dies Evangelium, in dem es vorher heißt: "Du bist Petrus, und auf diesem Felsen will ich bauen meine Gemeinde", den ersten Rang unter den Bischöfen.

Bernhard von Clairvaux, Sohn des Ritter Tecelin und seiner Frau Alhed in Fontaines bei Dijon im Jahre 1090 oder 91 geboren, wird als eigentlicher Begründer des Cristerzienser Ordens angesehen. Man hat mit Recht in ihm einen Großen der Kirche und des Abendlandes gesehen. Als er, anstatt in den Staatsdienst zu treten, dem Wunsch seiner verstorbenen Mutter entsprach und beim Abt Stephan in Citeaux um Einlass bat, tat er es um das "Heil seiner Seele zu Schaffen" und sein Leben "dem Dienste Gottes zu weihen" Mit 12 Brüdern ins Wermuttal gesandt, wurde es bald unter seiner Leitung zum Lichttal (Clairvaux). Trotz aller Strenge gegen sich und die Brüder wuchs der Orden. 160 Klöster sahen in Ihm ihren Gründer im Streit und Widerstreit in Kirche und Reich stellte man sich seiner Autorität. Das Schisma der Päpste konnte er beilegen. Auch als der 2. Kreuzzug, zu dem er im Auftrag des Papstes mit "ungestümen" Bitten gepredigt hatte, einen unglücklichen Ausgang nahm, blieb sein Ansehen ungebrochen. Durch Predigt und Lied wurde er zum Erwecker tiefer Frömmigkeit. Am 20. August 1153 starb er.

Johannes, der Täufer war der Patron des Bistum Cammin, zu dem Anklam gehörte. Er genoss große Verehrung in der Kirche. Als Todestag (Tag seines Martyriums) wurde der 29. August gefeiert. Im Volk beliebter war der 24. Juni, der Sommersonnenwende nahe, den man als seinen Geburtstag beging. Die Künstler stellten immer wieder die einzelnen Stationen seines Lebens dar, angefangen bei den wunderbaren Umständen seiner Geburt (Lukas 1,5ff) bis hin zu seinem Tod im Gefängnis des Herodes (Markus 6,17ff). Als der, der mit großem Ernst die Menschen zu einer Umkehr zu Gott rief; zu dem auch Jesus kam, um sich im Jordan taufen zu lassen, und der seitdem auch seine Schüler zu Jesus schickte mit den Worten: Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt (Joh.1,29) 'ist er nun auch in den Arkaden der Marienkirche abgebildet. Nur fehlt auf der Sonnenscheibe, die er trägt, das Lamm. Die Kreuzesfahne, die es sonst trägt, ist allerdings als Kreuz noch dargestellt. Der Bußprediger, der keine Menschenfurcht kannte, dies mit seinem Tod im Kerker bezahlte, war der Wegbereiter zu Jesus, der uns Vergebung der Sünden und ewiges Leben schenkt.

Kosmas und Damianus, zwei Brüder aus Arabien, übten zu Ägae in Cilcien die Heilkunde mit großem Erfolg unentgeltlich aus und bekehrten viele Heiden zum Christentum. In der Diokletianischen Verfolgung 303 wurden sie enthauptet. Ihr Gedächtnistag ist der 27. September. Kaiser Justinian erbaute ihnen eine prächtige Basilika in Konstantinopel, Papst Felix 11. eine Kirche in Rom. Sie sind die Patrone der Ärzte und Apotheker. Während der Kreuzzüge entstand in Palästina ein geistlicher Ritterorden das Cosman und Damianus, dessen Mitglieder die Regel des Basilius beachteten, ein rotes Kreuz mit dem Bild beider Heiligen trugen, kranke Pilger pflegten, Gefangene loskauften, Verstorbene begruben. Vielleicht stand ursprünglich in der Arkade dem Arzt mit der Salbendose ein solcher Ritter gegenüber. Der Arzt mit der Schriftrolle und Salbengefäß in den Südarkaden aber trägt ein rotes Untergewand mit weißem Kreuz, wie es die Johanniter trugen.

Georg der Drachentöter. Die Legende vom Drachentöter und die Geschichte eines tapferen Kriegers, der in der Christenverfolgung unter Diokletian sich zu seinem christlichen Glauben bekannte und darauf am 23.4.303 mit dem Schwert gerichtet wurde, fließen in der Überlieferung untrennbar zusammen. So wurde St. Georg zum Patron des christlichen Ritters. Ansporn und Vorbild jeder Zeit gegen den Drachen zu kämpfen, das heißt gegen alles, was euch immer Leben und Glück der Menschen zu vernichten droht; ein Beschützer zu sein der Gefährten und Schwachen, ein Bekenner gelebten Glaubens. Als Gegenüber zum Arzt der alten Kirche hat er seinen Platz durchaus sinnvoll in der 1. Arkade. Doch lässt die Tatsache, dass das Bild einer späteren Zeit als der der anderen Gestalten zuzurechnen ist und dass der Tag (23.04.) nicht in das Kalenderschema passt, vermuten, dass er etwa an die Stelle von Michael getreten ist, wie man es auch sonst beobachten kann. Aber da bei dem Heiligenpaar Ursula und Cordula beide dargestellt sind, wäre es auch denkbar, dass dem Cosmas der Damian gegenüber stand.

Brigitta, geboren 1303 in Finstaed bei Uppsala, entstammte schwedischem Hochadel, wurde als Kind tief beeindruckt durch eine Predigt über die Leiden Christi, den sie in der Nacht darauf am Kreuz hängen sah. Solche und andere Visionen hatte sie ihr Leben lang und diktierte sie in schwedischer Sprache ihrem Beichtvater. Nachdem sie Witwe geworden war ihr Mann war Richter über Ostgotland gewesen öffnete sie sich ganz dem Ruf, den sie immer wieder vernahm: Ich will durch dich in der Welt bekannt werden. Sie empfand sich als Braut Christi und scheute sich auch nicht vor den Großen der Welt weiterzusagen, was sie in ihren Visionen erfuhr. So mahnte sie den Papst zur Rückkehr nach Rom und gründete schließlich einem ihrer Gesichte folgend in Wadstena ein Frauenkloster. Zu diesem Stammkloster gehörten bald 79 Klöster des Birgittenordens. In der Regel, die sie gabt, gebot sie Einfachheit im Kirchbau, Schlichtheit im Gottesdienst und an jedem Sonn und Feiertag Predigt in der Landessprache. Ihr ständiges Gebet war: Weise mir Herr, deinen Weg und mache mich willig, ihn zu gehen. Sie starb in Rom am 27. Juli 1373

Hedwig, Tochter des Grafen von Andechs bei München, um das Jahr 1174 geboren, wurde in jungen Jahren dem Prinzen Heinrich von Schlesien vermählt und 1201 an seiner Seite zur Herzogin erhoben. In der Klosterschule zu Kissingen hatte sie die Bibel nicht nur lesen, sondern auch lieben gelernt. An ihrem Leben zeigte sich dies, sie wurde nicht nur ihren 6 Kindern eine rechte Mutter, sie versuchte es für das ganze Land zu sein. Die Klöster, die sie erweiterte und gründete, darunter Trebnitz, das ihr besonders lieb war, sollten ihr dabei helfen. Hier war ihre Tochter Gertrud Äbtissin, hier starb sie am 15. Oktober 1243, zwei Jahre nachdem sie ihren Sohn begraben musste, der sich bei Liegnitz den Tartaren mit einem kleinen Heer entgegengestellt hatte. Sein Heer war vernichtet worden, er selbst gefallen, aber der Feind wich zurück. Hedwig hat viel Leid ertragen müssen, vier Kinder starben früh, Vater und Geschwister gingen in politischen Wirren zu Grunde. Ihre Schwester, die Königin von Ungarn, wurde ermordet.

Ursula und Cordula und die 11000 Jungfrauen Das Martyrium heiliger Jungfrauen in Köln während der diokletianischen Verfolgung wobei Namen und Zahl nicht feststellbar sind, dürfte der Kern der Legende von Ursula und Cordula und den 11000 Jungfrauen sein . Die britische Königstochter Ursula soll 11000 Jungfrauen und 11 Dreiruderern über Köln rheinaufwärts nach Basel gefahren sein, um nach Rom zu wallfahrten. Auf der Heimfahrt, wieder von Basel nach Köln zu Schiff, seien sie von Heiden niedergemacht worden. Ursula, die ihre Jungfräulichkeit nicht preisgeben wollte, wurde von einem Pfeil durchbohrt, der nun ihr Erkennungszeichen wurde. Cordula aber, eine ihrer Gefährtinnen, war dem Blutbad entronnen. Sie stellte sich jedoch am nächsten Tag, nachdem sie im Glauben (Kreuzesstab) ihre Angst, die sie als Sünde(Schlange) empfand, überwunden hatte . Auch sie erlitt darauf den Märtyrertod. Nach der Überlieferung birgt seit dem 3./4.Jhdt. die Johanneskirche in Köln ihre Reliquien. Der 21. und 22. 0ktober werden seit dem 9. Jh. nicht nur im Rheinland als ihre Gedenktage gefeiert.

Christine Ebner, als 10. Kind des Nürnberger Patriziers Seifried Ebner geboren, war eine tiefernste und feingebildete Frau nach Art einer Hildegard von Bingen und Elisabeth von Schönau. In ihrer Mystik, verwandt einem Tauler, wurde sie ihrer Schriften und Visionen wegen verehrt. Bekannt war ihr Buch "Der gnade überhand" in dem sie vom inneren geistigen Leben ihrer Mitschwestern sprach. Auch ihre Verehrung des Bildes des Jesusknaben fand weite Beachtung und Nachfolge. Ihre erste geistige Erziehung empfing sie vom Deutschordenspriester Heinrich von Rotenberg; schon 1289 war sie ins Kloster Engelsthal bei Nürnberg eingetreten, dessen Priorin sie seit 1345 war. Von Hoch und Niedrig wurde sie verehrt und aufgesucht. Im Jahre 1350 kam Kaiser Karl IV., als er in Nürnberg war, mit großem Gefolge zu ihr und erbat ihren Segen. Sie starb 1356, vermutlich am 27. Oktober.

Gertrud von Helfta, geboren am 6.01.1256 war Nonne im Kloster Helfta bei Eisleben. Sie führte unter vielerlei Krankheiten im engen Anschluss an die kirchliche Liturgie ein mystisch reichbegnadetes Leben, das in ihrem in gewandtem Latein geschrieben Schriften , die zu den besten Erzeugnissen der mystischen Literatur gehören, einen unsterblichen Ausdruck gefunden hat. Das Herz Jesu war der Gegenstand ihrer Gedanken und Gebete. Sie starb 1303. Als ihr Tag wurde der 15. 11. gefeiert. Eng befreundet war sie mit der Zisterzienserin Mechthild von Hackeborn, geboren 1241 deren liturgisches Beten und deren Liebe ebenso dem Herzen Jesu galten. Ihre "Schauung" wurden von Gertrud von Helfta im "Buch besonderer Gnade" niedergeschrieben.

Elisabeth von Thüringen, 1207 als Tochter des König Andreas von Ungarn und seiner Ehefrau Gertrud, Gräfin von Andech geboren, wurde schon als Kind mit Ludwig dem Sohn des Landgrafen Hermann von Thüringen verlobt. Sie wuchs auf der Wartburg auf, ein Kind von einer Glaubensinbrunst, die so ungewöhnlich war, dass die Verwandten Ludwigs aus Sorge um die Zukunft ihres Geschlechts erwogen, sie nach Ungarn zurückzuschicken. Doch Ludwig blieb ihr treu und drängte auf baldige Heirat. Ihr junges Glück endete aber schon 1227 als Ludwig vom Kreuzzug nicht Heimkehrte. Mit ihren Kindern verließ sie die Wartburg, ging nach Eisenach und schließlich nach Marburg, wo sie ein Spital baute und selbst im Gewand der Schwestern des Franziskus sich der Pflege der Kranken hingab. Willig beugte sie sich der harten Zucht Ihres Beichtvaters Meister Konrad von Marburg, die sie bis an die Grenze der Überschwänglichkeit brachte und ihr Leben verzehrte. Sie starb am 19. November 1231 nach gerade vollendetem 24Lebensjahr. Schon früh erzählt man Wunderbares von ihrer tiefen Frömmigkeit und liebevollen Hingabe. So finden wir nun auch hier in der Arkade die Geschichte dargestellt wie aus dem Brot für die Armen Rosen wurden.

Katharina, seit alter Zeit hoch verehrt, als tapfere Bekennerin, erlitt das Martyrium am 25. November 307 unter Kaiser Maximinus, als dieser nach dem feierlichen Einzug in Alexandria von jedem das Götteropfer forderte. Sie weigerte sich standhaft und soll dem Kaiser entgegengetreten sein mit den Worten: Deine Götter sind leerer Wahn, frage deine Gelehrten, sie werden es dir bezeugen. Der Kaiser, verwundert über ihre Kühnheit und bezaubert von ihrer Schönheit, setzte ein Streitgespräch mit 50 Gelehrten an, die sie trotz aller Bemühungen nicht vom Glauben abbringen konnten sondern im Gegenteil sich selbst überwunden erklärten, ja: schließlich zum christlichen Glauben bekannten. Der Kaiser verurteilte sie darauf zornentbrannt zum Feuertod. Katharina aber bot er die Ehe an, wenn sie opfere, sonst aber solle sie unter besonderer Qual sterben. Sie widerstand auch dieser Versuchung und sollte danach aufs Rad geflochten werden, doch ein Blitz zerschlug es. Darauf wurde sie mit dem Schwert gerichtet. Als Ihre letzten Worte wird dieses Gebet Überliefert:

O, du Zuversicht und Heil der Gläubigen, Herr Jesu, mein König,
König und Herr, nimm mich auf in. dein ewiges Reich!

Maria, die Mutter Jesu, gekrönt, also in besonderer Weise verehrt, selbstverständlich darf ihr Bild in einer Marien Kirche nicht fehlen. Auffallend ist jedoch, dass sie erst den zweiten Platz in der Reihe der Frauen inne hat. Das mag seinen Grund darin haben, dass die vornehmsten Plätze den Patronen des Bistums und des Reiches vorbehalten waren. Im Norden dem Täufer und im Süden der Kaiserin Adelheid. Beachtenswert ist indes, wie hoheitsvoll das Jesuskind dargestellt ist. Der goldene Nimbus mit dem Kreuz weist ihn schon als Heiland und Erlöser aus. Er ergreift mit der Rechten den Schleier der Mutter, die ihrerseits in der rechten Hand soweit man es deuten kann einen Apfel darbietend hält. Soll hier schon ausgedrückt werden, was wir mit dem alten Lied singen: Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis. Gewiss weist alles auf den Heiligen Abend hin. Der mittelalterliche Betrachter aber wird auch an den 8.Dezember gedacht haben, den man Mariä Empfängnis nannte, so sicher er auch wusste, dass der 24. Dezember die Namen Adam und Eva verzeichnete.

Adelheid, Tochter des Königs von Burgund, wurde mit 16 Jahren dem König Lothar von Italien vermählt, der schon nach 3 Jahren durch den Vasallen Berengar getötet wurde. Der Giftmörder kerkerte die Witwe ein, als sie die dargebotene Hand seines Sohnes ausschlug. Sie konnte fliehen und die Hilfe König Ottos gewinnen, der sie im Jahre 951 heiratete. An seiner Seite zur Kaiserin gekrönt, hatte sie tatkräftig teil an seinem Amt. Bei alledem war sie bedacht, nicht nur das Beste des Reiches zu suchen sondern vor allem Gottes Willen zu tun. Als Kaiserin des Reiches Christus zu dienen und seinen Fußtapfen nachzufolgen, darin hatte sie den Sinn und die Aufgabe ihres Lebens gesehen. An Glanz, aber auch an vielem Leid hat es in ihrem bewegten Leben nicht gefehlt. 973 wurde sie zum zweiten Mal Witwe. Der einzige Sohn, der ihr von dreien geblieben war, für den sie zunächst die Regentschaft geführt hatte, starb mit 28 Jahren. Auch die Schwiegertochter Theophano starb nach 8 Jahren, nachdem sie mit ihr zusammen für den Enkel regiert hatte. Ihr Tod am 16. Dezember 999 war ein. Heimgang voll Freude und Zuversicht und. ohne alle Angst.

Literatur:

Braun; Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst; Stuttgart 1943.
Bruinier, I.W.; Das Stadtbuch von Anklam; 1960
Doye, Franz v. Sales; Heilige und Selige der römisch katholischen Kirche; Leipzig 1929
Gerhard, Jochim;  Wandmalereien des 14. Jh. in der Marienkirche in Anklam; 1936.
Grotefend, Hermann; Die Zeitrechnung des deutschen Mittelalters u. d. Neuzeit; Neudruck 1970.
Hayne, Bodo; Die Arztheiligen Cosas und Damian und der Bremer Dom; Forschungen z. B. K. Gr. Bd. 9, 1975.
Stadler, J.E.; Vollständiges Heiligenlexikon; 1858 - 82.
Schuller, Gertrud; Ikonographie der christlichen Kunst; Gütersloh.
Torny, Jakob; Lexikon der deutschen Heiligen; Köln 1956.
Wimmer, Otto; Handbuch dar Namen und Heiligen; 1956.