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Hugenotten in und um Anklam

Dass die französischen Glaubensflüchtlinge zu einem bedeutenden Teil in der Mark Brandenburg bzw. in Preußen eine neue Heimat gefunden hatten, ist allgemein bekannt. Auf die Aufhebung des Edikt von Nantes (1685) hin, das in eingeschränktem Maße den reformierten Bürgern Lebens- und Glaubensrechte zugestanden hatte, hatte der Kurfürst von Brandenburg mit dem Edikt von Potsdam geantwortet; selbst reformierten Bekenntnisses lag ihm das Wohl seiner Glaubensbrüder am Herzen, zugleich erhoffte er für sein weitgehend entvölkertes Land einen Zuwachs an fleißiger und kenntnisreicher Bevölkerung. Mit reichen Privilegien (eigene Verwaltung, Kirche und Schule) ausgestattet entstanden in Berlin, Magdeburg, Halle, Halberstadt, Frankfurt/Oder, Oranienburg, Potsdam, Köpenik, Angermünde, Rheinsberg, Stendal, Stettin, Sargard, Königsberg, Wesel, Cleve und auch in Pasewalk und Strasburg blühende Kolonien.

Soweit sie Ackerbau betrieben, waren sie speziell Tabakpflanzer und Gärtner, In den Städten betrieben sie neben dem üblichen Handwerk (Schneider, Schuster, Bäcker) das Strumpfwirken, Hutmachen, die Tabakspinnerei und andere Fertigkeiten, wodurch Einfuhren, besonders modischer Artikel, bald unnötig wurden.

In und um Anklam gab es zwar keine geschlossene Kolonie, die reformierten Gemeindeglieder, sowohl französisch wie deutsch, wurden von den reformierten Geistlichen von Pasewalk bzw. Strasburg betreut, die in gewissen Abständen in der Heilig-Geist-Kirche reformierten Gottesdienst hielten, dennoch lebte eine recht beachtliche Zahl von Hugenotten in der Stadt und vereinzelt in den Dörfern wie es Kirchenbücher und das Bürgerbuch ausweisen.

Auf dem Lande waren es Tabakplanteure wie sie genannt wurden. Sie wohnten am Südrand des Kreises, in Rebelow, Zinzow, Putzar, Löwitz Wietstock. Zwei bzw. drei Familien wohnten in Krien, Gramzow und Jagetzow am Westrand des Kreises.

In Anklam selbst und in den Stadtdörfern Gellendin, Woserow und Bugewitz wohnten weitere Familien, auch in Busow und Blesewitz. Dass auch Einheimische das Tabakpflanzen versuchten, ist gewiss anzunehmen, wie die Karte zeigt aber doch nur wenig geschehen. - Nur an 2 Orten des Kreises waren mehrere frz. ref. Familie ansässig, das waren Putzar und Schwerinsburg die beiden „Residenzen“ der Familie Schwerin. Da man in den so genannten gebildeten Kreisen damals nur französisch sprach, lag es ja nahe, sich „Dienstvolk“ zu halten, das diese Sprache beherrschte. So finden wir in Putzar Schneider, Laquaien, „Cammerjäger“, Inspektor und weitere Hofbedienteste frz. - ref. Herkunft.

In Schwerinsburg waren vermutlich Kammerdiener, Mundkoch und Kammerjungfer frz. – ref. Herkunft, auch der Gärtner und der „hochgräfliche Jäger“ sowie der Bäcker und der Weber. Dazu kamen Spezialisten aller Art für den Schlossbau. Das Kirchenbuch Wusseken nennt Polierer, Töpfer, Grandierer und Bildhauer. Dass viele Namen recht deutsch klingen, darf nicht irritieren, sie gehen so oder gering abgewandelt auf Namen in der Colonie-Liste von 1699 zurück.

Waren die Tabackpflanzer in der Regel die einzigen Hugenotten in ihrem Dorf - mit Ausnahme von Putzar und Schwerinsburg -, so sah die Sache in Anklam schon wesentlich anders aus. Hier lassen sich gut 30 Namen erfassen. Schon ehe Anklam zu Preußen kam erscheinen im Bürgerbuch und in den Kirchenbüchern französische Namen, darunter Tabakspinner, Perückenmacher, Strumpfwirker, Schuster, Schneider, Bäcker, Fleischer. In Der Stadt kam es - wie es scheint - schneller zu einer Eindeutschung, einmal weil häufiger als auf dem Lande deutsche Frauen geheiratet wurden, zum andern weil hier eine kleine deutsch-reformierte Gemeinde aus Soldaten und Offizieren bestand, mit. der man Gottesdienstgemeinschaft hatte, So wird bei den Kirchenbucheintragungen das „französisch“ nur selten betont, das „reformiert“ aber ständig. Dabei ist zu bedenken, dass zuständig für alle Amtshandlungen an Reformierten (französisch und deutsch) die „Kolonie“-gemeinden in Pasewalk bzw. Strasburg waren.

Nach der Einführung der Union in Preußen (Vereinigung der Lutheraner und Reformierten) durch Friedrich Wilhelm III fiel auch diese Besonderheit hin, dennoch ist es erstaunlich, dass im 19. Jahrhundert kaum noch französische Familiennamen in Stadt und Land bekannt sind. Namen die noch in unserm Jahrhundert auf hugenottische Herkunft hinweisen tauchen erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf. 1934 wohnen allerdings noch Familien in Anklam, bei denen hugenottische Herkunft nicht ohne weiteres gegeben ist. Die folgende Liste erhebt nicht den Anspruch der Vollständigkeit, sie wird hier und da auch zu korrigieren sein.

In der 1. Spalte sind Namen und Daten angegeben, in der 2. Erwähnung des Namens in der Liste der Pasewalker Kolonie, in der 3. Spalte Hinweis auf die „Colonieliste von 1699“ nach Beringuier 1888.

Liste fehlt