Vita

1911

Geboren am 22.09.1910 in Stettin. Besuch des Gymnasiums in Anklam, erste Zeichnungen. Schon als Gymnasiast großes Interesse an Geschichte. So durfte er dabei sein, als die Historiker der Stadt und Vertreter des Magistrats das Heimatmuseum in Anklam eröffneten. Als Thema für die Abi-Jahresarbeit wählte er die Baugeschichte der Marienkirche in Anklam. Als Student nutzte er die Möglichkeit, am Dalman-Institut Vorlesungen über frühe Kirchenbauten zu hören und an Seminaren teilzunehmen. Die dabei erworbenen Kenntnisse gestatteten es ihm, seinem Freund, der seine Doktorarbeit über das mittelalterliche Kirchenportal schrieb, beim Vermessen und Bestimmen zu helfen.

1928

1930 Abitur. Theologiestudium in Greifswald und Königsberg. Nach Bestehen der beiden theologischen Examen und dem Predigerseminar in Stettin, wurde er am 28. September 1937 in Stettin zum Hilfsprediger für den Provinzialverein für Innere Mission ordiniert. Im folgenden Winter im Rahmen des Kirchenkampfes volksmissionarischer Einsatz in Vor- und Hinterpommem. Zugleich Zusage für die Pfarrstelle Altenhagen, Kreis Altentreptow.

1943

Von hier aus (1938/39) zum Kriegsdienst als Soldat eingezogen, nachdem die NSDAP seine Wahl in eine Pfarrstelle an der Garnisionskirche in Stettin blockierte, so dass eine Einführung verhindert wurde, wie ihm unter vier Augen der zuständige Bischof sagte. Als ehemaliger Pfadfinder hatte er schon als Vikar jeweils schnell guten Kontakt zur Jugend, was den Machthabern aber nicht gefiel. Die Pfarrstelle Altenhagen aber musste er mit der Pfarrstelle Usedom 1944 tauschen, weil ein schwerer Leberschaden das erforderte (im Kriegseinsatz nicht erkannte Gelbsucht). Bis 1948 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft, erste Schnitzarbeiten (Schachfiguren).

Heimkehr zur Pfarrstelle Usedom. Diese war inzwischen von zwei Pfarrern aus Ostpreußen besetzt. Becker folgte der Bitte des Anklamer Superintendenten die Pfarre in Kagendorf bei Anklam zu übernehmen, die dringend einen jüngeren Pastor brauche. 1950 Eheschließung mit Gerda Lode. Geburt der ersten drei von sieben Kindern im Lehmstall, der langsam ein Pfarrhaus werden sollte. Hier kam es nach den Schnitzarbeiten in der Gefangenschaft zum ersten kleinen Relief der ältesten Tochter.

1969

1954 aus gesundheitlichen Gründen noch einmal ein Pfarrwechsel nach Dersekow bei Greifswald wegen der Nähe zur Universitätsklinik. Künstlerische Anleitung durch Bildhauer Ücker, Greifswald, der ihm Bildhauereisen schenkte und ihn zu größeren Werken aufforderte. Der Fund eines menschlichen Skelettes, in einer Sandgrube im Bereich des Pfarrbezirks brachte Becker in Kontakt mit der Vor- und Frühgeschichte. Er erkannte es als eisenzeitliches Körpergrab und meldete es dem Institut für Vor- und Frühgeschichte an der Universität Greifswald. In der Folge war Becker ehrenamtlicher Mitarbeiter des Instituts, wenn es um den Raum Dersekow ging.

1979

1976 geht Pfarrer Becker in den Ruhestand und zieht nach Anklam in sein Vaterhaus.
Linolschnitte aus den Jahren 1959-1962 wurden in drei Publikationen von der Evangelischen Verlagsanstalt Berlin heraus gegeben: „Gelitten unter Pontius Pilatus“, „Es begab sich aber zu der Zeit“ und „Am dritten Tage“. Bildhauerarbeiten waren in Kirchenausstellungen auf den Kirchentagen in Greifswald, Stralsund und Dresden zu sehen. Seit 1980 diverse Ausstellungen in der DDR und seit 1988 auch in der Bundesrepublik Deutschland

1995

Pfarrer Becker lebt seit 1990 in Leeste bei Bremen. Auch an diesem, seinem heutigen Lebensort, hat Gerhard Becker sich schnell wieder einen Namen gemacht, unter anderem mit einer Ausstellung (Weyher Wassermühle), aber auch mit dem Versuch, den Menschen dort die Geschichte ihrer Kirche in einer Artikelreihe der Kreiszeitung bekannt zu machen.

1995

Seine künstlerische Tätigkeit war für ihn Meditation, um biblisches Geschehen den Menschen nahe bringen zu können. An Veröffentlichung dachte er dabei nicht. Erst nach Aufforderung durch Andere kam es dazu. Gerhard Becker wollte nicht in erster Linie Künstler sein, sondern Pastor, der seine Gaben nutzt, aber er war gerne Künstler im Nebenamt.
In seiner aktiven Dienstzeit war er in eine Reihe übergemeindlicher Ämter berufen worden. So war er Stellvertreter des Superintendenten, Mitglied der Landes-synode, Beauftragter für den Kindergottesdienst in der Landeskirche u.a.. Er war aber auch als Bodendenkmalpfleger und später im Anklamer Ruhestand als Baudenk-malpfleger tätig. Von Anklam aus konnten von den vielen schriftlichen Arbeiten einige veröffentlicht werden, nicht aber zum Beispiel der Vortrag zur Stadt- und Kirchengeschichte und die in jahrelanger Forschung zu Papier gebrachten Arbeiten zur Triangulation. Dies soll jetzt geschehen. Zum 93. Geburtstag wird Beckers Lebenswerk mit dieser Festschrift gewürdigt.

2006

Ich werde nicht sterben,
sondern leben und des Herrn Werke verkündigen.
Psalm 118,17


Gerhard Becker ist am 3. Januar 2006 in Leeste verstorben